Empowerment
Selbstvertreter*innen stellen sich vor
Selbstvertretung lebt von Mitbestimmung und Diversität. Eine bunte Vielfalt spiegelt sich in unserer bundesweit aktiven Gruppe "NOW! Nicht Ohne das Wir" wider. Gerade sie macht uns stark! Denn es sind die vielfältigen Fähigkeiten, Kompetenzen, Blickwinkel, Erfahrungen und Ideen, die unsere Zusammenarbeit bereichern. Jede*r ist bei uns willkommen, jede*r kann sich einbringen.
Was treibt unsere Selbstvertreter*innen an? Welche Themen sind ihnen besonders wichtig? Lesen Sie selbst.
Mohammad
© Catharina Tews
„Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Ich bin Mohammad Jolo und ich bin in Syrien geboren. Ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und habe vier Kinder. Mit fünf Jahren habe ich mein Sehvermögen durch einen Unfall verloren. Ich habe Philosophie studiert und als Musiker in Syrien gearbeitet. Seit 2015 lebe ich mit meiner Familie in Deutschland. Seit 2016 bin ich in verschiedenen Selbsthilfegruppen von Menschen mit Behinderung aktiv. Unser Hauptziel ist, uns in jeder Hinsicht selbst zu verwirklichen. Wir versuchen die Fähigkeiten jedes Einzelnen von uns zu entwickeln, zu stärken und die Lebenssituation im Allgemeinen und in der Gesellschaft zu verbessern.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Ich möchte die öffentliche und gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung positiv verändern. Meiner Beobachtung nach werden Menschen mit Behinderungen häufig von Menschen ohne Behinderung bemitleidet. Ihre Fähigkeiten und ihr Wille ein normales, selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben zu führen, werden dabei oft übersehen. Unsere Gruppe möchte Menschen mit Behinderung stärken und selbstbewusst machen, damit wir uns gemeinsam für einen positiven Wandel einsetzen können.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Besonders wichtig ist mir die Erkenntnis, dass jeder Mensch Wunder in der Gesellschaft bewirken kann, egal ob finanziell, sozial oder pädagogisch. Das Wichtigste ist, dass man nicht tatenlos zuschaut und die Gesellschaft aktiv mitgestaltet.
„Gemeinsam können wir Wunder schaffen“
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Mein Name ist Farida Aljalek, ich bin 1953 in Syrien/Aleppo geboren. Ich bin Mutter von drei Kindern und Großmutter von sechs Enkelkindern. Ich habe Mathematik auf Lehramt studiert und war 25 Jahre Mathematiklehrerin an Schulen in Aleppo. Nach meiner Lehrtätigkeit habe ich ehrenamtlich als Direktorin der Raja Charité für Menschen mit kognitiven und körperlichen Behinderungen gearbeitet. Außerdem war ich Mitglied der Syrischen Stiftung für Paralympische Spiele und Mitglied des Kuratoriums der Syrischen Paralympics.
Es geht in dieser Gruppe um meinen Sohn Yasser Sabouni. Er hat Down Syndrom. Yasser ist ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten. Er war mehrere Jahre in Folge Nationalschwimm- und Radfahrmeister der Republik Syrien:
2015: Goldmedaille in der Schwimm-Weltmeisterschaft in Los Angeles/USA;
2014: Schwimm- und Radfahrmeister in Kairo/Ägypten;
2013: Schwimmregionalmeister für Nordafrika und den Nahen Osten; Gold- und Silbermedaille Rabat Marokko;
2010: Radfahrmeister und Schwimmregionalmeister in Syrien; Gold in der Disziplin Schmetterling und Freischwimmen.
Die Umstände des Krieges in Syrien haben uns gezwungen aus unserer Heimat zu fliehen.
Wir sind in Deutschland angekommen, wo wir Sicherheit und Frieden gefunden haben und ein gutes Leben beginnen können.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der Gruppe, um Freude im Leben der Menschen mit Behinderungen und ihre Familien zu finden.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich würde mich freuen, meine Erfahrungen in den Bereichen soziale Aktivitäten für Menschen mit Behinderung, Sport, Ehrenamt und Unterhaltung zu teilen.
Farida
© Catharina Tews
Inas
© Catharina Tews
„Wenn du eine schwierige Phase deines Lebens durchlebst, geh daraus als Held und nicht als Opfer hervor.“
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Mein Name ist Inas Sharif, und ich bin 33 Jahre alt. Ich habe Anglistik und Englische Literatur an der Universität Damaskus studiert. Danach habe ich vier Jahre in Damaskus und sechs Jahre in Kuwait als Englischlehrerin gearbeitet. 2017 bin ich nach Deutschland gekommen und lebe seitdem in Hamburg. Ich habe einen 7-jährigen autistischen Sohn, der in mir den Wunsch geweckt hat, mehr über Autismus zu erfahren und darüber wie man mit Betroffenen kommunizieren kann. Ich nehme ehrenamtlich an einem einjährigen Projekt teil, um Menschen mit besonderem Schutzbedarf zu unterstützen. Ich habe das Sprachniveau C1 bestanden und möchte sehr gerne ein Studium im Bereich der Sozialen Arbeit beginnen und anschließend als Sozialarbeiterin tätig sein.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Als ich nach Deutschland kam, wusste ich nicht viel über das Leben in Deutschland und über die Rechte von Menschen mit Behinderung. Ich traf auf Menschen, die mich unterstützt haben. Ich möchte so viel wie möglich dazu beitragen, dass sich die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessert.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Das Bewusstsein und Wissen für Autismus zu schärfen ist für mich das wichtigste Thema und liegt mir sehr am Herzen. Viele Menschen wissen nicht, was Autismus ist. Mir sind Menschen begegnet, die mich und meinen Sohn mit Erstaunen betrachtet haben, wenn mein Sohn sich auf seine Art und Weise mitteilt oder aufregt (springen, schreien, etc.). Ich möchte, dass jede(r) erkennt, dass die Bedürfnisse meines Sohnes genauso so ernst und wichtig zu nehmen sind, wie unser aller Bedürfnisse.
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Ich bin Adla Hussein und ich bin in Shekhan, der jesidischen Region des Iraq, geboren. Ich bin 40 Jahre alt, ledig. Ich bin das fünfte von sieben Kindern.
Als ich zwei Jahre war, bekam ich eine schwere Infektionskrankheit und konnte danach nicht mehr laufen. Obwohl meine Eltern alles versucht haben, habe ich meine Gehfähigkeit nicht wiedererlangt.
Wir wohnten auf dem Land 15 Kilometer von der Schule entfernt und es gab keine geeigneten Transportmöglichkeiten. Deswegen konnte ich im Irak keine Schule besuchen und habe seit dem 18. Lebensjahr meine Eltern gepflegt.
Seit Juli 2016 lebe ich in Deutschland. Trotz der schrecklichen Flucht und den strukturellen Herausforderungen im Kontext meiner Behinderung habe ich hier in Regensburg ein neues Leben angefangen. Seit April 2018 habe ich die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Ich hoffe, dass ich bald das Sprachniveau B1 erreichen werde und danach einen Ausbildungsplatz als Näherin beginnen kann.
Ich bin aktiv in verschiedenen Selbsthilfegruppen mit und ohne Behinderung. Meine Hauptziele sind, meine Erfahrungen und Kenntnisse an geflüchtete Menschen weiterzugeben.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Ich möchte gerne helfen und das gesellschaftliche Bild über Menschen mit Behinderung positiv verändern. Als ich nach Deutschland kam, haben mich viele Menschen unterstützt. Auch ich möchte nun anderen Menschen helfen.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Besonders wichtig sind mir soziale Aktivitäten und zusammen Ideen zu entwickeln.
Adla
© Catharina Tews
Rezan
„Wir sind alle gleich – nach unseren Mitteln!"
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Mein Name ist Rezan Shekh Muslim, bekannt als Rezan Saleh Ibo. Ich bin 1994 in der Stadt Kobanî im Norden Syriens geboren. Mit sieben Jahren zog ich nach Aleppo und absolvierte dort an einer Schule für Menschen mit Sehbehinderung meinen Abschluss. Durch den Syrienkrieg musste ich im Jahr 2011 zurück nach Kobanî und war dort in einer friedlichen Bewegung aktiv, mit dem Ziel die Situation aller Syrer*innen im Allgemeinen und des kurdischen Volkes im Besonderen zu verbessern. Ich habe mich auch dem Hêvî-Kulturverein angeschlossen und dort u.a. Brailleschrift unterrichtet.
Im Jahre 2014 musste ich aus Kobanî vor den IS-Angriffen fliehen und habe bis Juni 2015 in einer Flüchtlingsunterkunft in der Türkei gelebt. Im Juli 2015 bin ich in Passau/Deutschland angekommen. Nach der Erstaufnahme wurde ich nach Wülfrath in der Nähe von Wuppertal zugeteilt, wo ich bis heute wohne.
Ich habe das Sprachlevel B1 erreicht und mir die deutsche Brailleschrift angeeignet, die ich darüber hinaus auch in Kurdisch, Arabisch und Englisch beherrsche (Lesen und Schreiben). Im Jahr 2017 habe ich zu diesem Thema auch eine Studie zum Schreiben von Kurdisch in lateinischen Schriftzeichen nach der Braille-Methode durchgeführt. Darüber hinaus habe ich in den letzten Jahren auf Arabisch mehrere Artikel über blinde und sehbehinderte Menschen geschrieben und wie ihre gesellschaftliche Teilhabe verbessert werden kann. Diese Artikel wurden von mehreren Zeitschriften im Web veröffentlicht.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Meiner Meinung nach ist dies ein guter Weg um meine Ideen und Erfahrungen weiterzugeben und mich aktiv für Inklusion einzusetzen. Außerdem bietet die Gruppe eine starke Plattform um das Thema Behinderung in die Mitte der Gesellschaft zu tragen und die Relevanz von Inklusion deutlich zu machen.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Inklusion, Arbeitsmarktzugang für Menschen mit Behinderung, mit gleichgesinnten die Rechte und Interessen von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft verankern
„Behindert ist man nicht, behindert wird man!“
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Mein Name ist Thanaa Dahbour, geboren 1979 in Damaskus/ Syrien. Ich habe vier Jahre englische Literatur an der Universität Damaskus studiert und war 12 Jahre an einer syrischen Schulen als Englischlehrerin tätig.
Ich bin Mutter von drei Kindern Hala ist meine älteste Tochter, sie ist meine Stärke und Inspiration und meine erste Freude in diesem Leben. Hala ist tetraplegisch.
Nach meinem zweiten Kind, beschloss ich mein Arbeitsgebiet zu wechseln. Nach einigen Schulungen und Fachkurse, begann ich Kinder mit Lernschwierigkeiten zu unterrichten.
Dies veranlasste mich, die Ergotherapie als mein Berufsbildungsfeld in Deutschland zu wählen.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Seit ich vor etwa viereinhalb Jahren nach Deutschland gekommen bin, versuche ich jede Möglichkeit zur Verbesserung der Zukunft meiner Kinder im Allgemeinen und Hala in Besonderen wahrzunehmen.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Hala ist heute 15 Jahre alt. Genauso lange hoffe ich in einer Gesellschaft zu leben, die sich der Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit Behinderung bewusst ist und sie berücksichtigt. Heute bin ich bereit mit jedem zusammenzuarbeiten, der dieses Ziel verfolgt und die Hoffnung in mir weiterleben lässt, dass Menschen mit Behinderung ihre Rechte und damit ihrer Würde bekommen können.
Thanaa
Israa
© Catharina Tews
„Nur die starken Menschen sind diejenigen, an die sich die Geschichte erinnern wird. Sie bleiben im Gedächtnis der Menschheit, auch nach ihrem Ableben.“ Sagte mein Vater immer, der selbst ein sehr starker Mensch mit Behinderung ist.
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Ich bin Israa Abdul Rahman, 35 Jahre alt und lebe seit sechseinhalb Jahren in Deutschland mit meinem 13-jährigen Sohn Hashem, der jetzt in der sechsten Klasse ist und im Zuge seiner Mehrfachbehinderung im Rollstuhl sitzt.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Ich bin der Gruppe „NOW, nicht ohne das Wir“ beigetreten, um die Realität von Menschen mit Behinderung zu verbessern und dazu beizutragen, dass Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft und allen Lebensbereichen gleichberechtigt teilhaben können. Dazu gehören viele Dienstleistungsbereiche wie öffentliche Einrichtungen, Schulen bis hin zu Universitäten.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich hoffe, dass wir, die alleinerziehenden Mütter, unsere Rechte kennenlernen.
Ich möchte über unsere Rechte diskutieren, viel Wissen über unsere Situation in Bezug auf den Beruf, Gesundheitsvorsorge etc. erwerben.
Ich freue mich immer, dass ich der Gruppe angehöre und mit den Mitgliedern gemeinsam arbeiten kann. Nach dem Motto:
“Zusammen sind wir stark!“
„Ein Traum ohne Plan ist nur ein Wunsch."
Wer bist du? Was magst du über dich erzählen?
Ich bin Salwa Aljallad, 23 Jahre alt. Ich habe 3 Schwestern und wohne gerade in Brandenburg, weil ich da Informatik studiere. Bayan ist meine Schwester, die Trisomie 21 hat und ich bin sehr stolz auf sie.
Warum engagierst du dich als Selbstvertreter*in?
Ich engagiere mich als Vertreterin meiner Schwester, weil ich bestimmte Ziele mit der Gruppe "NOW! Nicht ohne das Wir" zusammen erreichen möchte.
Welchen Themen liegen dir besonders am Herzen?
Themen die mir besonders am Herzen liegen sind Feminismus, Rechte der Menschen mit Behinderung und Umwelt.
Salwa
© Catharina Tews