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Spracherwerb

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Einleitung: Spracherwerb

Der Spracherwerb ist für geflüchtete Menschen der Schlüssel zur Integration. Im Folgenden finden Sie allgemeine Informationen zu Sprachkursen für Geflüchtete, zu spezialisierten Sprachkursen für geflüchtete Menschen mit Behinderung und praktische Tipps zum Spracherwerb. Außerdem beantwortet ein FAQ die wichtigsten Fragen zum Thema.

Video: "Mission Deutsch: Integration per Sprachkurs"

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FAQ Spracherwerb

Von der Sprachlernbarriere zur Sprachbarriere

Für zugewanderte Menschen sind Sprachbarrieren wahrscheinlich die grundlegendste Teilhabebarriere. Für zugewanderte Menschen mit einer Behinderung ist Deutsch lernen eine besondere Herausforderung, insbesondere für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Erschwert wird deren Spracherwerb durch zusätzliche Teilhabebarrieren: Sprachkurse für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung existieren kaum, als Integrationskurs des Bundes gibt es sie sogar überhaupt nicht.

Die lange Unterbringung in Erstaufnahmeeinrichtungen exkludiert zugewanderte Menschen. Sie reduziert die Zahl möglicher Lernsituationen im Alltag. Dies trifft Zugewanderte mit Behinderung besonders: Inklusive Sprachlernangebote in Erstaufnahmeeinrichtungen gibt es selten.

Solche Sprachlernbarrieren sollten die zuständigen Akteur*innen durch die Förderung von spezialisierten Angeboten abbauen – und selbst dann können viele Menschen aufgrund ihrer Beeinträchtigungen nur ein rudimentäres Deutsch erwerben. Anderen ist das Erlernen der neuen Sprache ganz versagt. Bei älteren Menschen, Personen mit Demenz oder Parkinson lässt sich eine Rückentwicklung bereits erworbener Fremdsprachenkompetenzen verzeichnen. Angehörige, die ein Familienmitglied mit Behinderung pflegen, können aufgrund dessen nicht an einem Integrationskurs teilnehmen und sind daher beim Erlernen der deutschen Sprache eingeschränkt.

Sprachbarrieren erweisen sich im Alltag der Betroffenen als kaum zu überwindendes Hindernis für gesellschaftliche Teilhabe. Dies wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass Menschen mit Behinderung alltäglich im stärkeren Maße auf die Unterstützung anderer angewiesen sind.

Integrationskurse für geflüchtete Menschen mit Behinderung

Der Besuch eines Integrationskurses ist für geflüchtete Menschen mit Behinderung oft schwierig. Es fehlen barrierefreie Unterrichtsräume und in vielen Regionen gibt es keine speziellen Angebote für Menschen mit Sinnesbehinderungen.

Spezielle Integrationskurse gibt es für Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen – wenn auch nicht überall. Laut BAMF nahmen zwischen Anfang 2005 und Juli 2019 1.540 Menschen mit Beeinträchtigungen an 183 dieser Integrationskurse teil.

Die Bedingungen dieser Kurse unterscheiden sich von anderen Integrationskursen. In der Regel reichen fünf Teilnehmende, damit ein Kurs zustande kommt. Die Kurse für spezielle Zielgruppen sind länger angelegt, sie umfassen 1.000 Unterrichtsstunden à 45 Minuten. Zum Vergleich: In allgemeinen Integrationskursen sind 700 Stunden vorgesehen. Neben dem Spracherwerb sollen die Teilnehmenden den Erwerb spezifischer Kenntnisse erlernen, zum Beispiel Brailleschrift oder den Umgang mit Hilfsmitteln.

Da es kein flächendeckendes Angebot an Kursen gibt, übernimmt das BAMF die Reise- und Unterbringungskosten. Dies geschieht auf einen Antrag hin.

Zugelassene Anbieter von Integrationskursen in Deutschland

Integrationskurse für Menschen mit Hörbehinderung

Private Sprachschule Heesch, bundesweit:
https://www.sprachschule-heesch.de/

 

Weitere Anbieter sind:

Unerhoert e. V., Berlin:
http://www.unerhoert-berlin.org/index.php?id=30

Loor ens Köln:
https://www.loorens.de/

Diakonie-Stiftung Salem, Minden:
https://www.diakonie-stiftung-salem.de/index.php/orientierung-beratung/beratung-fuer-gehoerlose-und-hoergeschaedigte-menschen

GebärdenVerstehen e. Kfr., Heidelberg:
https://www.gebaerdenverstehen.de/sprachschule/integrationskurse-bamf/

 

Integrationskurse für Menschen mit Sehbehinderung

Sfz Chemnitz, Chemnitz und Berlin:
https://www.sfz-chemnitz.de/berufliche-reha/umschulung/weiterbildung/integrationskurs-i-kurs/

Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte Würzburg:
https://www.bfw-wuerzburg.de/modeler.php?contentid=194

Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte:
https://www.sbs-frankfurt.de/unsere-angebote/integrationskurse/

Paritätisches Bildungswerk Bremen:
https://www.pbwbremen.de/index.php/deutsch-lernen/blind

B.I.S.T. Bildungsinstitut für Integration und soziale Teilhabe Niedersachsen, Hannover:
https://sprachschule-niedersachsen.de/Portfolio/integrationskurse-fuer-blinde-menschen-und-menschen-mit-sehschaedigungen/

Integrationskurs in Hamburg:
bit.ly/IntegrationskursAusblickHamburg

Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte:

https://www.sbs-frankfurt.de/unsere-angebote/integrationskurse/

 

Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten gibt es bislang keinen Integrationskurs.

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können von der Teilnahme an einem Integrationskurs und am Einbürgerungstest befreit werden, sofern sie unzumutbar ist. Dies kann aber keine Lösung sein. Der Mangel an Angeboten für geflüchtete Menschen mit kognitiven Einschränkungen bedeutet eine erhebliche Einschränkung ihrer Chancen auf Inklusion. Häufig ergeben sich daraus Konsequenzen für betreuende Angehörige. Da es für erwachsene geflüchtete Menschen mit Lernschwierigkeiten und ohne Sprachkenntnisse kaum Angebote gibt, sind ihre Möglichkeiten, einen Integrationskurs zu besuchen, begrenzt.

Handicap International und andere Akteur*innen fordern deshalb in einem Positionspapier:

  1. Das BAMF muss die Entwicklung eines Curriculums für einen Integrationskurs für Menschen mit kognitiven Einschränkungen anstoßen und finanzieren.
  2. Anschließend sollte das BAMF Bildungsträger identifizieren und die finanziellen und personellen Ressourcen für die Durchführung des Integrationskurses sichern.

 

Sprachlernprojekte in diesem Bereich

Die Johannesstift Diakonie in Berlin bietet ein projektfinanziertes Angebot:
https://www.evangelisches-johannesstift.de/behindertenhilfe/dialog-in

Die gemeinnützigen Werkstätten Oldenburg entwickelten mit der VHS Oldenburg einen Sprachkurs und bieten ihn nun an. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, Ziel ist die Erarbeitung eines Lehrplans:
https://www.wfbm-oldenburg.de/DE/aktuelles/2019/12/06/2637.php

Tipps zur Erweiterung der Sprachpraxis

Viele geflüchtete Menschen mit Behinderung haben einen Sprachkurs besucht, aber leider ist ihr Kontakt zu deutschsprechenden Menschen oft eingeschränkt. Für Kinder ist das kein Problem, sie besuchen Kindertagesstätten oder Schulen. Erwachsene Menschen mit Behinderung benötigen jedoch oftmals mehr Kontakt. Dabei ist es ein Leichtes, einen Kontakt herzustellen. Nebenbei trägt dies zur Normalisierung des Lebens der betroffenen Person bei.

Sportangebote

Überall in Deutschland gibt es Sportangebote für Menschen mit Behinderung. Viele Vereine bieten inklusive Formate – ob Rollstuhl-Rugby oder Blindentennis, ob schwimmen, eine Wanderung am Wochenende oder beim Fanclub eines Fußballvereins mitzumachen. Diese Vereine stehen auch Menschen mit Fluchthintergrund und Behinderung offen. In der Praxis hat es sich bewährt, wenn beratende Fachkräfte oder Ehrenamtliche den ersten Termin begleiten.

Musik

Musik ist eine universelle Sprache. Viele inklusive Chöre freuen sich über neue Stimmen, Ensembles laden zum Mitmachen ein – die Möglichkeiten, über die Musik die deutsche Sprache anzuwenden, sind vielfältig. Zudem bringt so mancher geflüchtete Mensch einen musikalischen Erfahrungsschatz mit!

Kultur und Museen

Oft bieten kulturelle Einrichtungen freien oder ermäßigten Eintritt für geflüchtete Menschen. Zudem sind sie häufig barrierefrei gebaut. Viele haben Führungen und Workshops im Angebot.

Sprachaustausch im Internet

Im Internet finden sich viele Sprach- und Sprachtandemgruppen, in denen Interessierte entweder nur die gewünschte Sprache oder ihre Muttersprache und die gewünschte Sprache im Tandem mit einer anderen Person sprechen können. Die Treffen finden dabei off- aber auch online statt und eignen sich damit auch für mobilitätseingeschränkte Personen. Anlaufstellen dafür sind entsprechende Gruppen wie

  • soziale Netzwerke wie Facebook (Stichworte für die Suche können „Expat + jeweilige Stadt“, „International Community + jeweilige Stadt“ sein);
  • die kostenlose Sprachlerncommunity des Goethe-Instituts „Deutsch für dich“;
  • die Sprachtandemvermittlung Sprachheld;
  • die kostenlose Veranstaltungsplattform Meet-up (Stichworte für die Suche können „Language Tandem German + Stadt“ oder „Learning German + Stadt“ sein), eine Übersicht findet sich hier: https://www.meetup.com/de-DE/topics/language-learning/

Selbstvertretung, Selbsthilfe und Empowerment

„Nicht über uns ohne uns“ lautet der Grundsatz der UN-Behindertenrechtskonvention. Mittlerweile gibt es Selbsthilfe- und Selbstvertretungsangebote von Menschen mit Behinderung in jeder Region. Sie eignen sich ebenfalls sehr gut zum Üben der deutschen Sprache.

Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.

Ehrenamtliches Engagement

Oftmals kennen geflüchtete Menschen mit Behinderung ehrenamtliches Engagement aus eigener Erfahrung: Schon bei ihrer Ankunft halfen ihnen Menschen. Aber auch geflüchtete Menschen mit Behinderungen können sich engagieren, in der Nachbarschaft, bei inklusiven Angeboten. In vielen Städten gibt es Freiwilligenagenturen oder Ehrenamtskoordinationen, die weiterhelfen und weitervermitteln.

Spezialisierte Angebote

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe, der Sehbehindertenverband, die Deaf Refugees Communities – überall gibt es Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zugeschnitten sind. Die Empfehlung lautet: einfach hingehen, mitmachen, die Sprache lernen. Insbesondere für Menschen mit Lernschwierigkeiten eigenen sich die Angebote der „Offenen Hilfen“ der Lebenshilfe und anderer Träger. Es gibt sie in vielen Regionen.

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